"Farewell to the West now, our minds are open to the East, to all the new faces, new minds and things to see.
We are alone here, and our hearts at times they weep. But you will see us through the colours, as the sun sinks in the sea."
- Xavier Rudd

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Glänzende Kinderaugen und grauer Star


Schon wieder liegen zwei spannende Wochen in Parvathipuram hinter uns, in denen wir immer mehr in die Arbeit der Organisation eingetaucht sind und viele neue Erfahrungen gemacht haben, die wir nicht missen möchten.


Dorfschulen

Die erste Woche war gefüllt mit schallendem Kinderlachen, strahlenden Augen, abenteuerlichen Busfahrten über ruckelige Pfade, Einblicken in das bunte Treiben in den Dorfschulen und einer Menge Neugierde. Neugier auf Seiten der Kinder, wer denn diese zwei weißen "Madames" sind, die sie da besuchen kommen und was die mit ihnen vorhaben, aber auch mindestens genau so viel Neugier auf unserer Seite was uns erwarten würde: wie denn die Dorfschulen aussehen, in denen wir bald unterrichten sollen, und wie die Kinder auf uns reagieren würden.

Nachdem wir unseren äußerst fürsorglichen Director davon überzeuegn konnten, dass es für uns wirklich "no problem" ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Dörfer zu fahren und wir nicht immer jemanden brauchen, der uns dort mit dem Roller oder dem Jepp hinkutschiert, stand für uns also unsere erste Busfahrt durch den Straßendschungel Parvathipurams und auf den schmalen Landstraßen auf dem Programm. Natürlich wurden wir hierbei immernoch begleitet und das von unserer Haustür bis zur Dorfschule und wieder zurück.
So fuhren wir also täglich mit Satya und Lalitha, die beide in den Dorfschulen unterrichten, und unserer von uns eigenhändig mit indischen Gerichten befüllten Lunchbox (wir arbeiten nämlich beide an einem indischen Kochbuch) hinaus aufs Field.

Auf einer der Busfahrten ins Field. Die Busse sind an Komfort kaum zu übertreffen! Gepaart mit den zahlreichen Schlaglöchern auf der Straße erhält man hier stets unfreiwillig eine "Full Body Massage"
Endlich in den Dorfschulen angekommen, wurden wir von allen Seiten mit größtem Interesse betrachtet. Die Schüler grinsten uns vorsichtig an und teilweise wurde uns auch schon ein "Good morning madame" zugerufen.
Zunächst wurden wir jedoch immer den Schulleitern vorgestellt, die (meist) auch sehr an uns interessiert waren und sich erkundigten, was wir denn jetzt hier eigentlich genau machen würden.
Nach diesen kurzen Gesprächen war es dann endlich so weit und wir lernten die Kinder kennen, die sich zunächst teilweise noch sehr schüchtern vorstellten.
Ihre Schüchternheit verflog jedoch relativ schnell, nachdem wir mit ihnen die ersten Runden "Zulu", "Big fat Pony", "Empompi" und "Are you afraid of the bad man?" (was eigentlich nur " wer hat Angst vorm schwarzen Mann" in leicht abgewandelter Version ist, weil uns dieser Name für das Spiel in Indien dann doch sehr unpassend schien) gespielt hatten und sie tauten immer mehr auf und plötzlich  wollten auf einmal alle immer neben uns sitzen und schoben sich gegenseitig zur Seite.

Gruppenkuscheln
Von dem Gebrüll und Gelächter angelockt, stand irgendwann dann immer das halbe Dorf um die Schule versammelt und schaute uns zu wie wir uns mit den Kindern zum Affen machten.


Nach ca. zwei Stunden Spiel und Spaß mit Annik und Lena war es dann meist "time for Lunch".
In Indien bekommt jedes Kind, das in die Schule geht, eine warme Mahlzeit von der Regierung bezahlt und so klapperten die Kinder dann alle ungeduldig mit ihren Metalltellern und warteten hungrig daruf, dass diese gefüllt wurden.  Diese ehrenwerte Aufgabe fiel an diesem Tag dann uns zuteil, bevor wir selbst unsere Lunchbox auspackten und uns zu den Kindern auf den Boden setzten.

Raubtierfütterung :)
Nach dem Essen war dann meist nur noch für ein kurzes Spiel Zeit, weil dann schon der Bus kam, dem wir mehrmals hinterherrennen mussten. Die Busfahrer waren aber immer gnädig und warteten auf uns, sodass wir nicht zwei Stunden auf den nächsten warten mussten.

Zurück in Parvathipuram erledigten wir dann auf dem Nachhauseweg noch ein par kleine Besorgungen und kamen dann meist ziemlich erschöpft, aber glücklich in unserer Wohnung an.


Sight Savers

In der nächsten Woche stand dann ein völlig anderes Programm auf dem Plan, denn wir waren mit den "Sight Savers" unterwegs. Die Sight Savers sind ein weiterer Teil des JKS-Teams. Sie fahren in die umliegenden Dörfer Parvathipurams, wo sie entweder in den örtlichen "Vision Centern" oder in mobilen "Eye-Camps" der armen Dorfbevölkerung die Möglichkeit geben ihre Augen untersuchen zu lassen. Sie sind für diese Menschen die einzige Möglichkeit, dass ihnen mit ihren Augenproblemen geholfen werden kann, da sie dort kostenlos beraten werden und wenn es möglich ist, eine kostenlose Operation inklusive Transport zum Krankenhaus arrangiert bekommen. 

Die "Eye-Camps" finden dann in Dörfern statt, in denen kein Vision Center vor Ort ist. Aus diesem und den umliegenden Dörfern kommen die Menschen dann zur Untersuchung ihrer Augen und hoffen, dass ihnen geholfen werden kann. So werden ihnen kostenlos Brillen bereitgestellt oder eben wie auch im Vision Center kostenlose Operationen bei beispielsweise einer Erkrankung an grauem Star  vermittelt.

Eine Frau beim Nachsorgetermin von JKS kurz nach ihrer Operation

Also ging es für uns einen Tag in ein Vision Center, wo wir uns ein Bild von der Arbeit vor Ort machen konnten und auch beide ein Interview führten, aus dem wir später eine Case Study schreiben sollten.

Vision Center in Merangi
Besonders gut hat uns daran gefallen, dass wir so auch einen anderen Teil des Personals von JKS kennenlernen konnten, mit dem wir sonst noch nichts zu tun hatten. Das sind auch alle wirklich lustige und nette Leute, mit denen wir in dieser Woche eine Menge Spaß hatten.
So hat uns der Projektleiter beispielsweise erklärt, dass "Garu" ein respektvoller Namenszusatz ist, mit dem man Leute ansprechen kann. Seitdem nennt er uns nur noch "Annik Garu " und "Lena Garu":).

Rollentausch: Dr. Annik Garu untersucht Neelima von den Sight Savers
Außerdem arbeiten die Sight Savers mit Behinderten und helfen ihnen sich selbt zu organisieren, um so ihre Rechte durchzusetzen. Von der Regierung werden ihnen nämlich kostenlos Bus- und Zugtickets bereitgestellt und außerdem auch Jobs reserviert. Allerdings wissen die Leute in abgelegenen Dörfern häufg gar nichts davon und können ihre Rechte so nicht einfordern.
Deshalb veranstaltet JKS Meetings in gewissen Regionen, aus denen Menschen mit Behinderungen aus den umliegenden Dörfern eingeladen werden, um über die Regierungsangebote, die ihnen zustehen, informiert zu werden. Besonders wichtig ist diese Arbeit deshalb, weil die Behinderten in der indischen Gesellschaft ausgegrenzt werden und sich niemand um sie kümmert. Cibi Thomas, der Projektleiter von Sight Savers bei JKS, erklärte dass ungefähr so: "Wenn du selbst arm bist, dann kannst und willst du dich nicht um andere kümmern."
Auch wir hatten die Chance auf so einer Versammlung dabei zu sein. Dort wählten die "people with disablities", von den abkürzungsliebenden Indern PWDs genannt, dann Vertreter, die mit den zuständigen Politikern in Kontakt treten sollten, zur Einforderungen ihrer Rechte.
Außerdem wurden auch die zuständige Presidents, eine Art Bürgermeister, der jeweiligen Dörfer eingeladen, sodass sie den Menschen als weitere Ansprechpartner in ihren Belangen präsentiert werden konnten. Auf dem Meeting, auf dem wir waren, kam aber nur einer der zwei zuständigen Presidents. Cibi Thomas hat uns dann erzählt, dass die PWDs und ihre Verwandten den nicht anwesenden President nach der Versammlung darauf ansprechen werden und dass so Druck auf ihn ausgeübt wird, dass er beim nächsten Meeting sicher nicht fehlen wird.




Familienausflug

Außerdem haben wir in dieser Zeit noch einen besonders schönen Tag mit unserem Director verbracht. Sonntags ist ja eigentlich unser freier Tag, aber unser Director fragte uns, ob wir nicht Lust hätten mit ihm, seiner ganzen Familie und ein par Freunden in ein Waisenhaus zu fahren. Dort würden seine Frau und andere Frauen für die Kinder kochen und wir könnten in dieser Zeit mit ihnen spielen. Natürlich haben wir zugesagt und so haben wir uns dann zu acht in einem Jeep und mit den ganzen Zutaten und Kochutensilien auf den Weg gemacht.
Im Waisenhaus angekommen, wurden uns dann zunächst die Kinder vorgestellt, die sich ganz unschlüssig ansahen.
Nachdem wir uns dann vorgestellt hatten, packten wir unsere mitgebrachten Spiele aus, Uno und Halligalli, die uns so langsam echt zu den Ohren rauskommen, und fragten die Kinder was sie sonst so spielten. Darauf fingen sie an uns anszugrinsen und holten Schach und ein anderes indisches Spiel hervor, bei dem man versuchen muss Spielsteine durch Löcher im Spielfeld zu schießen.
Also starteten wir unsere Spielrunde und die Stimmung wurde immer ausgelassener, als die Kinder die Spiele so richtig verstanden und auch wir ihnen nicht mehr so fremd waren. Die ganze Zeit bis zum Mittagessen spielten und lachten wir gemeinsam.





Zum Essen setzten wir uns dann wieder mit ihnen auf den Boden und warteten bis die Frauen jedem seinen Teller mit leckerem Chicken Curry, Raita, fried Rice und anderen Köstlichkeiten gefüllt hatten. Das Essen war so gut, dass wir eindeutig zu sehr zuschlugen, sodass uns das Bewegen kurz danach erst mal schwer viel (was uns hier in letzter Zeit häufiger passiert... wir haben Grund zur Befürchtung, dass wir beim Rückflug zwei Plätze pro Person benötigen werden!! Das wäre dann aber ganz nach dem Geschmack unserer Mentorin, die uns ganz am Anfang so ungefähr mitteilte: " My dream is that you get fat here".
Nach dem Essen spielten unser Director, seine Söhne und Cibi Garu mit einigen der Kinder Cricket und unser Director war total ausgelassen. Er warf sich in Pose und wollte, dass wir ein Foto von ihm machten wie er einen Wurf ausführte. Hier das Ergebnis:


Nachdem dann noch einige Gruppenfotos geschossen wurden (bei denen unser Director nicht nur "Smile" sagte, sondern es durch ein laustarkes "HIHIHIHIHI" vormachte:)) und wir uns im Gästebuch verewigt hatten, machten wir uns dann auf dem Heimweg.


 Dabei machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Damm von Parvathipuram, von dem aus man eine wundervolle Aussicht hat. Weniger schön fanden wir es dann aber als uns gesagt wurde, dass für diesen Damm, der erst vor einem Jahr gebaut wurde und dafür schon ganz schön marode war, ganze Dörfer umgesiedelt wurden, weil sie sonst komplett unter Wasser gesetzt worden wären. Als Entschädigung konnten sie in neue von der Regierung gebaute Häuser ziehen..


Zurück in Parvathipuram lud unser Director uns dann noch einmal zu sich nach Hause ein, wo wir uns mit seinen Söhnen unterhielten und uns gegenseitig lustige Videos zeigten. Nach dem Dinner gingen wir dann erschöpft nach Hause und waren sehr glücklich, Teil dieses Familienausflugs gewesen zu sein.

Ein weiteres schönes Erlebnis war die Feier Diwalis wieder mit der Familie unsere Directors, aber davon erzählen wir dann das nächste mal.

Annik und Lena

Montag, 3. Oktober 2011

Na peru...

Enge, Gedrängel, bohrende Blicke...endlich hatten wir unsere Liegen im Zug erreicht und unser überdimensionales Gepäck auf einer der oberen Liegen verfrachtet. Wir konnten es gar nicht glauben, dass wir jetzt tatsächlich in einem dieser indischen Züge waren: offene Fenster, Gitterstangen und ein Haufen Leute.



Gott sei Dank waren wir nicht alleine, denn unsere beiden Mentorinnen Satya und Uma begleiteten uns und sorgten dafür, dass wir in diesem Chaos nicht untergingen.



Am Anfang wussten wir wirklich nicht, wie wir es hier 30 Stunden aushalten sollten. Aber nach einiger Eingewöhnungszeit und viel Schlaf fanden wir Gefallen and dem Geschehen im Zug, das dann doch auch ziemlich interessant war: ständig kamen irgendwelche Verkäufer vorbei, egal was es war, hier konnte man es bekommen: T-Shirts, Spielsachen, Schlüssenanhänger, Götterbilder und natürlich Essen und Trinken. Nicht ganz so angenehm waren die vielen Bettler und auch die Müllentsorgung auf indisch, also alles einfach aus dem Fenster schmeißen, fanden wir doch sehr befremdlich.

Wunderschön war dann allerdings das, was wir von Indiens Landschaft zu sehen bekamen: Kilometerweit nichts als saftig-grüne Reisfelder, Palmen und gigantische Bergketten.



In Parvathipuram angekommen erwartete uns bereits das gesamte Team von JKS, wir bekamen sehr hübsche, kleine Blumensträuße und jeder stellte sich uns vor. Auch wir wollten uns natürlich gleich richtig vorstellen und hatten daher von Uma und Satya im Zug schonmal den für die nächsten Wochen wohl wichtigsten Satz auf Telugu gelernt: "Na peru..." - Ich heiße...

Dann ging alles ziemlich schnell: eine Tür mit Willkommensgruß öffnete sich und schwups standen wir auch schon mitten in unserer kleinen, süßen Wohnung, die nun für die kommenden sechs Monate unser zu Hause sein sollte.
Positiv überrascht betrachteten wir die beiden Zimmer, die Küche und das Bad (mit westlicher Toilette!).
Mittlerweile wohnen wir hier auch nicht mehr alleine, wir haben Haustiere. Dazu gehören ca, 50-100 schwarze Ameisen, die sich besonders gerne in unsere Küche aufhalten, um über unser Essen herzufallen, außerdem ungefähr die gleiche Anzahl an Mücken und Moskitos, die dafür sorgen, dass unsere Arme und Beine täglich neu mit überaus dekorativen, roten Punkten geschmückt sind. Und natürlich unser Geko Günther, der hier irgendwo im Untergrund lebt und sich nur manchmal blicken lässt.


Die nächsten Wochen dienten dann als Eingewöhnungsphase und zum Zurechtfinden: So lernten wir das kleine Städtchen Parvathipuram mit seiner stets bevölkerten Hauptstraße, seinen Shops, die an Jahrmarktbuden erinnern und seinen tropischen Temperaturen kennen.


Was uns besonders auffiel war, dass hier scheinbar alle weiß sein wollen. Neben Werbeplakaten, auf denen fast nur Weiße zu sehen sind, ist das außerdem daran erkennbar, dass es hier fast in jedem Geschäft Hautaufhellungscremes gibt und Werbung für Hautaufhellungsstudios- wir finden das ziemlich traurig, weil die Inder wirklich eine schöne Hautfarbe haben.



Ihr könnt euch deshalb sicher vorstellen, dass wir hier auffallen, wie ein bunter Hund. Die Leute tippen sich gegenseitig an, wenn wir vorbeilaufen, von Fahrrädern, Rikschas und Autos aus wird zurückgeschaut...Wir haben ja schon beschrieben, dass der Verkehr hier wirklich chaotisch ist, aber dass die das auch hinbekommen, wenn sie nach hinten anstatt nach vorne schauen, grenzt wirklich an ein Wunder.

Hier noch eine weitere lustige Anekdote aus unseren Tagen in Parvathipuram: Für unsere Registrierung bei der Polizei brauchten wir noch einige Passfotos. Dass wir keine dabei hatten war aber, wie fast alles hier, "no problem", denn Parvathipuram hatte natürlich ein Fotostudio. Wir machten also vor einem recht heruntergekommenen Haus halt und folgten unseren Mentorinnen über einen Weg, den man bei uns wohl eher als Trampelpfad bezeichnen würde, zu einem Seiteneingang.
Angestrengt suchten wir nach dem Fotostudio, das eigentlich direkt vor unserer Nase war: ein kleiner dusterer Raum, eine blaue Leinwand, ein Stuhl, eine Lampe - soweit so gut. Wirklich anders wurde es dann, als der "Fotograph" sich, nachdem er uns auf dem Stuhl plaziert hatte, vor uns stellte und mit seiner kleinen Digicam ein Foto schoss - "Finiiiiiiiiiiiiish"

Außerdem gibt es hier in Parvathipuram eine weitere "Besonderheit". Wie wir schon bei der Zugfahrt erkannten, ist die Müllentsorgung hier in Indien etwas...naja, sagen wir...speziell.

Hier zu sehen, unsere "Mülltonne":


Eine Müllabfuhr gibts hier natürlich auch, zwar nicht mit orangener Weste und großem Laster, aber immerhin...oink, oink:



Neben solch banalen Aktivitäten, wie Passfotos schießen und Müll entsorgen, machten wir natürlich auch die Umgebung Parvathipurams unsicher:

Wir besuchten einige Dörfer, um uns ein Bild von den verschiedenen Arbeitsfeldern unserer Organistaion zu machen.

In diesem Dorf betreut JKS beispiesweise zwei Frauenselbsthilfegruppen, die sich um die Finanzen kümmern. Sie brauchen besondere Unterstützung, da sie aus dem Nachbarstaat Orissa eingewandert sind und deshalb mit der Lokalsprache Telugu nur wenig vertraut sind.



Und natürlich haben wir auch einer der Dorfschulen einen kleinen Besuch abgestattet, in denen wir Kinder von der 1. bis zur 5. Klasse in Englisch unterrichten werden. Als kleines Begrüßungsgeschenk gab es erstmal Luftballons, worüber sich die Kleinen sehr gefreut haben. Mit strahlenden Augen kamen sie zu uns und wollten Hilfe beim Aufpusten der Ballons..."Madame, Madame, please, Madame..."



Die Rollerfahrten in die Dörfer waren bzw. sind immer ein kleines Abenteur und es gibt viel zu entdecken. Sobald wir von der Hauptstaße abgebogen sind, bringt und die Schönheit der Natur hier fast zum Platzen. Man möchte am liebsten Schreien, weil es so schön ist. Es geht vorbei an den grünsten Feldern, kleinen Tümpeln, in denen sich Büffel baden oder dicht bewachsenen Bergen. Naja, und abends auf dem Rückweg ist es eigentlich ganz normal, dass man in eine, zwei, drei, vier... Viehherden gerät. Da kann es schonmal passieren, dass einem ein Kuhschweif am Kopf vorbeizischt oder man fast ein Schaf auf dem Schoß sitzen hat.


In dieser Zeit haben wir auch unsere süßen Mentorinnen richtig ins Herz geschlossen und sind sehr dankbar, dass wir sie haben. Neben jeder Menge Tips und Infos, was wo gekauft werden kann und wie man sich am besten zu kleiden und zu verhalten hat, sind sie immer für jede Menge Spaß und Unsinn zu haben. So plappert Uma gelegentlich einfach einen deutschen Satz nach ("Mochma nochwos trauf!") oder lacht sich halb tot, wenn sie uns mal wieder auf Telugu anspricht und dabei an unseren verdutzten Blicken merkt, dass wir außer "Na peru" (Ich heiße) eigentlich kein Wort Telugu sprechen. Außerdem versuchen sie angestrengt uns für indische "Popsongs" zu begeistern.



Natürlich sorgen die beiden auch dafür, dass wir ein bisschen von der indischen Kultur und Religion mitbekommen. So veranstalteten sie beispielsweise an einem Tag einen kleinen Tempelmarathon mit uns. Anlass dafür war unter anderem das Durga Puja Festival, bei dem zehn Tage lang der Sieg der Göttin Durga über einen Dämon, den nur sie töten konnte, gefeiert wird.
Wir machten uns also an einem Tag auf den Weg in den Tempel, der eher ein großes Zelt war. Das erste was wir daraus wahrnahmen, war der Geruch von Räucherstäbchen und eine Art Sprechgesang.

Im nächsten Moment stach uns diese gigantische Götterstatue ins Auge, die mit Blumen und anderen Opfergaben, wie Kokosnüssen und Bananen dekoriert und beschenkt worden war.



An den Seiten saßen Frauen, die beteten und religiöse Rituale durchführten.


Tja, den besten Teil der Einführung in die Religion kommt aber erst Ende Oktober. Denn irgendwann, völlig unverhofft, zwischen Mittagspause und Einkaufen hat uns Uma die Frage der Fragen gestellt: "Do you want to see Indian Wedding?" Ihr kennt euch unsere Luftsprünge sicherlich vorstellen!

Mittlerweile fühlen wir uns hier auch richtig wohl, alle sind sehr sehr nett zu uns und machen sich viele Sorgen. Sobald in unserer Wohnung zum Beispiel kein Licht brennt (meistens wenn wir einen Film schauen) ruft unser Direktor an und fragt, ob wir denn zu Hause seien und ob es uns gut ginge. Er ist sowieso total süß und lächelt uns immer ganz lieb an, wenn er uns sieht oder mit uns spricht...



Ab nächster Woche werden wir dann mit unserer Arbeit loslegen und sind gespannt, was so auf uns zukommen wird. Wir freuen uns auf jeden Fall sehr darauf endlich ein richtiger Teil der "JKS-Family" zu werden!



Tja, jetzt bleibt eigentlich nur noch zu sagen: "Valli Vasthanu" - bis bald!

Viele liebe und bunte Grüße aus Indien nach Deutschland,

Lena und Annik